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Stark durch Verzicht

Interview mit Mag. Andreas Prenn über die Qualität des bewussten Verzichts.

Vierzig Tage Verzicht: Nach dieser Zeit darf sich Andreas Prenn auf süße Schoko-Osterhasenohren freuen. Am Aschermittwoch hat die Fastenzeit begonnen. Verzichten ist nicht einfach, aber letztlich befriedigend, wie der Supro-Leiter Andreas Prenn aus eigenem Empfinden weiß.

Wie definieren Sie persönlich Verzicht bzw. Fasten?

PRENN: In unserer Gesellschaft spielt Konsum eine zentrale Rolle. Daher ist es wichtig, so früh wie möglich zu lernen, von Zeit zu Zeit bewusst auf etwas zu verzichten. Verzicht erfordert Stärke, denn es gilt, gewohnte Verhaltensmuster aufzubrechen und das eigene Durchhaltevermögen auf die Probe zu stellen. Ergebnisse der modernen Gehirnforschung und Lernpsychologie belegen, dass durch den zeitweiligen Aufschub einer Belohnung die Fähigkeit zur Selbstregulierung trainiert wird. Verzichten können ist eine unterschätzte Fähigkeit, es stärkt die Persönlichkeit und ist damit auch eine wirkungsvolle Methode der Suchtvorbeugung. Bewusster Verzicht macht stark und befähigt, Nein sagen zu können.

Worauf verzichten Sie?

PRENN: Ich überlege mir schon im Vorfeld, auf welche alltäglich gewordene Gewohnheit ich in den 40 Tagen verzichten möchte. Nachdem dies nicht immer einfach ist, definiere ich auch 3 bis 4 „Jokertage“, an denen ich mich eventuell nicht an meinen Vorsatz halte. Ich muss aber meist nicht darauf zurückgreifen. Heuer verzichte ich auf alle Formen von Süßigkeiten und reduziere meinen Kaffeekonsum auf den Frühstückskaffee. Auch das definierte Reduzieren ist eine Form von Verzicht.

Was ist für Sie wesentlich?

PRENN: Wesentlich dabei ist für mich die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. „Aha, ich selbst kann etwas bewirken, etwas verändern. Auf mich kommt es an.“ Das ist eine der schönsten und prägendsten Erfahrungen überhaupt.

Laut Umfragen ist Fasten nach dem Fasching kaum noch ein Thema.

PRENN: Wir wissen, dass sehr viele Einzelpersonen und vor allem Familien bei der „Aktion Verzicht“ mitmachen und auf ganz unterschiedliche Art und Weise auf etwas verzichten. Nicht immer 40 Tage, sondern vielleicht nur eine Woche. Jeder muss das finden, was für ihn passt.

Die „Aktion Verzicht“ setzt unter anderem auf Handy- und Internetabstinenz. Kann so etwas wirklich funktionieren?

PRENN: Ich denke, dass ein gänzlicher Verzicht sehr schwer umzusetzen ist. Aber man kann reduzieren und genaue Zeiten festlegen, in denen man das Handy abschaltet und nicht ins Internet geht. Ich persönlich mache das im Sommerurlaub, indem ich für zwei Wochen das Internet gar nicht benütze und nur zwischen 18 und 19 Uhr am Handy erreichbar bin. Funktioniert tadellos.

Wie kann sich Verzicht noch äußern?

PRENN: In einem „spielzeugfreien Kindergarten“ zum Beispiel. Weil Überfluss oft die Wertschätzung mindert und zu wenig Raum für Kreativität bleibt, fassen immer mehr Kindergartenteams den Entschluss, das Projekt durchzuführen. Während dieser drei Monate geht es darum, ohne vorgefertigte Spielsachen auszukommen. So wird ein völlig neuer Spiel- und Erfahrungsraum geschaffen, in dem Kinder ihre eigenen Fähigkeiten, Grenzen und Möglichkeiten besser kennenlernen sowie ganz neue Seiten an sich entdecken können. Kreative Menschen können auch besser mit Stress und Konflikten umgehen, weil ihnen ein breiteres Spektrum an Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung steht.

Lässt sich mit 40 Tagen Abstinenz ein Suchtverhalten durchbrechen?

PRENN: 40 Tage auf Alkohol zu verzichten, ist laut Primar Reinhard Haller eine der wirksamsten Methoden der Suchtprävention. Diese 40-tägige Abstinenz durchbricht natürlich auch ein schon bestehendes Suchtverhalten.

Was schätzen Sie am meisten am Ende einer Verzichtsphase?

PRENN: Dieses besonders hohe Maß an Zufriedenheit, da ich etwas „durchgehalten“ habe. Außerdem schmecken, wenn man etwa auf Süßigkeiten verzichtet, die Ohren des Schoko-Osterhasen noch einmal so gut.

 (VN-INTERVIEW vom 15. Februar 2013)