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Vom Fullhouse zum leeren Konto

Rund um die Uhr verfügbar, ziehen Kasinospiele im Internet immer mehr Menschen in ihren Bann.

Unzählige Apps, Websites, Magazine oder Fernsehshows haben Poker in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum populär gemacht. Poker ist gesellschaftlich akzeptiert und liefert immer wieder ausreichend Stoff zum Träumen, da in den Medien die glorreichen GewinnerInnen gefeiert werden, die mit einem Spiel ihr ganzes Leben verändert haben. Wie Pius Heinz, der mit 22 Jahren Pokermeister wurde und in Las Vegas knapp 8,7 Millionen Dollar abräumte. Solche SpielerInnen werden wie Helden gefeiert, dabei wird die Schattenseite des Spiels meist vergessen. Online Poker ist jederzeit verfügbar und gerade durch Smartphones und entsprechende Apps kann man die Spiele beinahe überall aufrufen.

Wie verlockend das ist, bestätigt auch Manfred, ehemaliger Spielsüchtiger: „Am schlimmsten wurde es, als ich mit dem Onlinepoker anfing. Da gibt es keine Öffnungszeiten, die Spiele sind anonym und Limits können leicht umgangen werden“. Durch die hohe Popularität und kostenlose Spielvarianten werden bereits Kinder und Jugendliche an Glücksspiele und die Illusion des großen Gewinns herangeführt.

Oft wird an mehreren Tischen gleichzeitig gespielt, die Ereignisfrequenz erhöht sich und das Spiel wird noch spannender. Die möglichen Gewinne scheinen beinahe unbegrenzt. Ohne Geldeinsatz zu Spielen wird langweilig. „Ist Geld im Spiel, ist das Pokern ernsthafter und das Niveau des Spiels höher. In den Pokerschulen im Netz wird einem Startkapital zur Verfügung gestellt. Man muss kein eigenes Geld investieren“, so der 19-jährige Felix. Neukunden werden von Pokerseiten mit Boni und Einsatzverdoppelungen jedoch dazu verleitet, direkt um Geld zu spielen. „Wir haben im Freundeskreis immer wieder mal miteinander gepokert Das war mein Einstieg. Da es nicht immer so einfach ist, alle Freunde an einen Pokertisch zu bringen, spielte ich auch öfters online. Ich kann mich mehr auf das Spiel selbst konzentrieren und auf einem höheren Level spielen“, erzählt Felix.

Neue Medien – große Faszination
Internet und Smartphones üben eine große Faszination auf junge Menschen aus. Bis vor kurzem hatte Apple eine strikte Regelung was Glücksspiele in Apps angeht, seit dem letzten Führungswechsel ist es jedoch möglich auch in Apps um bares Geld zu spielen. Die App-Suche nach „Poker“ ergibt etwa 3000 Ergebnisse, bei denen es sich sowohl um Geld- als auch um Punktespiele handelt. Beim Download von mehreren Apps zeigt sich ein ähnliches Bild: „Tippen Sie auf OK um zu bestätigen, dass Sie mindestens 18 Jahre alt sind“.
Lächerlicher Jugendschutz, der im Internet und bei Apps leider häufig so aussieht. Positiv zu bewerten ist, dass es auch Apps und Internetseiten gibt, bei denen das Thema „Verantwortungsbewusstes Spielen“ bereits auf der Startseite zu finden ist. Jugendschutz heißt für die meisten Anbieter das Abfragen von persönlichen Daten wie Name, Alter und Wohnort. Dass dabei schnell und einfach gelogen und betrogen werden kann, wissen natürlich auch die Jugendlichen. „Bwin“, einer der größten Anbieter im europäischen Raum, will vor der Auszahlung von Gewinnen eine Passkopie als Altersnachweis sehen. Auch das ist ein Schutz, der leicht umgangen werden kann. „Ich hatte noch nie Probleme mich auf einer Seite zu registrieren und mir Gewinne auszahlen zu lassen. Mit ein bisschen Fantasie kann der Jugendschutz sehr leicht umgangen werden“, klärt Felix auf.

 

Spielen ist eine harte Droge
Die Entstehung von Spielsucht hängt unter anderem mit dem verfügbaren Angebot zusammen. Dies macht das Internet zu einer besonderen Gefahrenquelle. Ein ehemaliger Spieler bringt die Problematik auf den Punkt: „Spielen ist eine harte Droge, die im Internet jederzeit verfügbar ist.“

Glücksspiele sind erst ab 18 Jahren erlaubt. Die Betreiber sollten sich ihrer Verantwortung bewusst werden, suchtfördernde Mechanismen minimieren und die SpielerInnen bei der Registrierung besser kontrollieren. Neben der Aufklärung der Bevölkerung setzen die Suchtfachstellen Schwerpunkte in der Arbeit mit besonders gefährdeten Risikogruppen. Außerdem sollten Glücksspiele auch in Familien thematisiert werden, denn der familiäre Umgang mit Geld, Glücksspiel und negativen Gefühlen, wie Stress, spielt eine große Rolle. Nur gemeinsam kann ein System geschaffen werden, das auch für die Zukunft funktioniert.